George Eastman und die geniale Erfindung: die Box

Das Geburtsjahr der Fotografie ist das Jahr 1839. Ein sehr aufwendiges und kostspieliges Verfahren war nötig, um Augenblicke für immer festzuhalten.

Auch der Bankangestellte George Eastman aus Rochester, New York, lernte die Probleme im Umgang mit einer Kamera kennen. Das war erstmals 1877. Ein Kollege riet Eastman, auf seiner Reise zur Insel Santo Domingo eine Kameraausrüstung mitzunehmen und seine Eindrücke in Bilder festzuhalten. Eastman griff diese Idee auf und begann, sich intensiv mit der Fotografie zu beschäftigen. Die Ausrüstung, die George Eastman auf seiner Reise mitnahm, bestand aus einer Kamera, einem stabilen Stativ, Glasplatten, einem Plattenhalter, einem schwarzen Zelt, einem Nitratbad und einem Wasserbehälter. Er schleppte also neben den Aufnahmegeräten und -materialien auch ein komplettes Entwicklungslabor mit, da die Glasplatten kurz vor der Belichtung lichtempfindlich gemacht werden mussten. Trotz aller Schwierigkeiten zog die Fotografie Eastman immer mehr in seinen Bann.

Die Hoffnung auf eine Vereinfachung des fotografischen Prozesses erhoffte sich George Eastman mit der Einführung der Trockenplatte und machte eigene Versuche zur Herstellung. Obwohl er weder Chemiker noch Techniker war, hielt er schon nach kurzer Zeit eine gebrauchsfähige Trockenplatte in den Händen. Zunächst stellte er die Trockenplatten nur für sich in Handarbeit her. Kurze Zeit später entwarf und baute er einen Apparat, mit dem viele Trockenplatten gleichzeitig hergestellt werden konnten. Im November 1880 war die Eastman Dry Plate Company geboren.

George Eastman hatte nach zwischenzeitlichen Problemen mit seinen Trockenplatten, die aber schnell behoben werden konnten, wieder genügend Zeit, sich um andere Trägermaterialien zu bemühen, um das Fotografieren noch einfacher und preiswerter zu machen. Zunächst benutzte er Papier als Negativmaterial. Mit William H. Walker entwickelte er gemeinsam einen Apparat, der das gerollte Papier durch die Kamera transportieren konnte und das Papier während der Belichtung plan hielt - den Eastman-Walker Roll-Holder. Diese Rollfilmkassette konnte jetzt an Stelle der Plattenkassette an der Kamera angebracht werden. Obwohl die Negative die Struktur des Papiers mehr oder weniger deutlich zeigten, nutzten viele Fotografen diese Rollfilmkassette, die für Eastman ein großer Erfolg wurde.


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Der große Durchbruch gelang Eastman 1888, als er die erste Boxkamera auf den Markt brachte. 9,5 cm hoch, 8 cm breit und 16,5 cm lang war die neue Schnappschusskamera, die jedermann bedienen konnte. “YOU PRESS THE BUTTON, WE DO THE REST” hieß es in der ersten Werbebroschüre. Und tatsächlich musste nicht mal der Film eingelegt oder entnommen werden. Die Kamera war bereits beim Kauf mit einem Film für 100 Bilder geladen und wurde nach der Belichtung einfach in das Labor geschickt. Dort wurde der Film entnommen, die Kamera mit einem neuen Film geladen und sofort wieder an den Absender zurückgeschickt. Die Negative und fertigen Bilder wurden innerhalb von 10 Tagen zugestellt. 60 bis 75 Kameras wurden täglich an das Labor geschickt. Das bedeutete die Entwicklung von 6000 bis 7500 Bilder pro Tag. Nach Feiertagen erhöhte sich die Zahl sogar noch. Für dieses neue Konzept brauchte Eastman einen markanten Namen, der in keiner Sprache eine Bedeutung hatte. Er wählte den Namen “KODAK”. Die ersten drei Modelle der KODAK-Box lieferten kreisrunde Bilder mit einem Durchmesser von 6,4 cm, da die Objektive am Rand eine große Unschärfe aufwiesen. Eastman brachte deshalb eine runde Bildmaske im Innern der Kameras an.

Eastman war sich bewusst, dass Papier als Negativträger nur eine Übergangslösung sein konnte. Er stellte deshalb den Chemiker Henry M. Reichenbach ein, der die Formel für einen transparenten Schichtträger finden sollte. Bereits 1889 meldete Eastman seine neuentwickelte Filmgießmaschine zum Patent an. Trotzdem dauerte es noch bis 1892, bis die Tageslicht-Rollfilmspule für 12 Bilder eingeführt werden konnte.

Durch den hohen Preis von $25 für die Kamera war die Fotografie trotz erheblicher Vereinfachungen aber noch immer nicht für jedermann erschwinglich. Eastman beauftragte deshalb seinen Kamerakonstrukteur Frank Brownell, eine Kamera zu entwickeln, die in Massenproduktion billig hergestellt werden konnte. Im Februar 1900 kam die erste Brownie-Kamera auf den Markt, benannt nach den damals beliebten Brownie-Heinzelmännchen des kanadischen Zeichners Palmer Cox. Die Brownie-Kamera wurde zum Welterfolg. Sie kostete den sensationellen Preis von nur $1 und wurde im ersten Jahr bereits 100.000 mal verkauft. Die Hälfte der Kameras wurden nach Europa verkauft. KODAK brachte bis zum Ende der Boxkamera-Ära viele verschiedene Brownie-Modelle auf den Markt.

Viele Hersteller folgten in den nächsten Jahren der KODAK-Company und stellten ebenfalls preiswerte und einfach zu bedienende Boxkameras her. Die Herstellung solch einfacher Kameras dauerte, mit Unterbrechung, bis nach dem II. Weltkrieg an.


Mehr über Kodak-Boxen und andere -Kameras im Kameramuseum Kurt Tauber